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WAS IST "GAMEWRITING"? Während für die ästhetische Gestaltung beim Film Regisseure, Kameraleute und Ausstatter zuständig sind, kümmern sich beim Computer- und Videospiel Art Directors und Grafiker um diesen Bereich. Mindestens so wichtig wie der Stil ist jedoch die Substanz - der Inhalt. Darunter versteht man Elemente wie Thema, Aussage, Identifikation, Emotionalisierung und Kommunikation. Im Film und Fernsehen gestaltet der Drehbuchautor (engl. Screenwriter) diese Elemente, im Spiel der Gamewriter. Der Konsumentenanspruch an die Ästhetik steigt, aber der Anspruch an Inhalte wächst gleichermaßen mit. Gamewriting gibt es schon lange - auch, wenn die Berufsbezeichnung "Gamewriter" noch neueren Datums ist. Unter Gamewriting versteht man nicht etwa die Programmierung eines Computer- oder Videospiels, sondern das Verfassen von Texten, die innerhalb von Spielen oder zur Erstellung von Spielen notwendig sind. Das können Sprechertexte für Audioaufnahmen, On-Screen-Feedbacks, Designdokumentationen, Handbücher und viele andere Textsorten sein. Der Gamewriter kann sich so auf den verschiedensten Ebenen in die Entwicklung eines Computer- oder Videospiels einbringen. Vor zwanzig Jahren, an den Anfängen der elektronischen Unterhaltungsindustrie, schrieben die Programmierer und Spieledesigner die entsprechenden Texte noch selbst. Aber seit sich diese Industrie allein in Deutschland zu einem 5 Milliarden Euro schweren Zweig entwickelt hat, in dem hundertköpfige Teams Titel auf internationalem Niveau entwickeln, hat eine größere Aufgabenteilung und damit eine Professionalisierung eingesetzt, um den steigenden qualitativen Anforderungen gerecht zu werden. BEKANNTE VORBILDER Große US-Firmen engagieren schon seit Jahren bekannte Drehbuchautoren und Schriftsteller, um ihren Games den richtigen Tiefgang zu verpassen. So schrieb Randall Wallace, Drehbuchautor des Hollywood-Hits "Braveheart", Story und Dialoge des PC-Actionrollenspiels "Titan Quest" und Bestsellerautor "Tom Clancy", durch Romane wie "Jagd auf Roter Oktober" bekannt geworden, hat mit "Rainbow Six" und "Splinter Cell" die inhaltlichen Grundlagen für gleich zwei höchst erfolgreiche Spieleserien geschaffen. Aber man braucht keinen großen Namen, um in die Industrie einzusteigen: In den USA sind bereits tausende von Gamewritern mit der inhaltlichen Entwicklung von Spielen betreut. Auf der hervorragend besuchten "Game Writers Conference 2006" in Austin, Texas, rissen sich große Firmen wie Sony und Electronic Arts förmlich um die Nachwuchstalente, die sich ihnen im Career Pavillon zum Gespräch stellten. Anders als die meisten Drehbuchautoren haben Gamewriter feste Anstellungen bei den Firmen und damit größere Jobsicherheit. Auch in Deutschland haben Gamewriter eine große Zukunft vor sich, denn die heimische Industrie hat erkannt, dass eine fundierte inhaltliche Gestaltung, die durch Psychologie und Emotionalisierung bestimmt wird, notwendig ist. AUFGABEN DES GAMEWRITERS Generell ist der Gamewriter für die Erstellung von vier verschiedenen Textsorten zuständig: Einerseits Texte zum internen Gebrauch bei der Entwicklung eines Computerspieles. Darunter fallen Drehbücher, Konzepte und Dokumentationen. Andererseits verfasst er Software-Texte die innerhalb des Spiels gebraucht werden, also lineare und interaktive Dialoge, Voice Overs, Tutorials und Figurenfeedbacks. Der dritte Bereich ist der der produktverbundenen Texte, darunter fallen Handbücher und Verpackungen. Der vierte und letzte Bereich ist das Marketing, also Texte, die für interne und externe Promotion des Produktes notwendig sind. Der wohl interessanteste Bereich des Gamewritings sind die internen Texte. Darunter versteht man die psychologische Charakterkonzeption, also fundierte Entwürfe von Spielfiguren, mit denen sich der Konsument identifizieren soll, den Welten- und Szenariobau - die Erschaffung einer spannenden Spielwelt - und das narrative Design, die Implementation von nonlinearer Dramaturgie und interaktivem Storytelling. Als Pfleger des Master Design Documents, der Entwicklungsdokumentation, kann ein Gamewriter das Herzstück eines Projektes werden und ein Spiel maßgeblich mitgestalten. Die kreativen Entfaltungsmöglichkeiten für Gamewriter sind vor allem in Deutschland beachtlich. Denn im Computer- und Videospielebereich werden auch hierzulande Inhalte benötigt, die in anderen Medien nicht relevant sind. Wer etwa spannende Geschichten im Bereich Fantasy und Science Fiction erzählen will, die in unseren Breitengraden ansonsten praktisch unverkäuflich sind, findet im Spielebereich Gehör und damit Chancen, um die ihn Film- und TV-Drehbuchautoren beneiden. Kühne Szenarien wie im Fantasy-Rollenspiel "Gothic 3" oder dem Saurier-Echtzeitstrategiespektakel "Paraworld" wären als deutsche Kinofilme undenkbar, sind aber als deutsche Spiele längst Riesenhits - und zwar weit über die Landesgrenzen hinaus. WAS MACHT EINEN GUTEN GAMEWRITER AUS? Gamewriting kann jeder lernen, der sich für das Berufsbild interessiert. Gewisse Grundvoraussetzungen sollte man aber mitbringen. Dazu gehört Talent. Nicht jeder Mensch, der schreiben kann, ist auch ein guter Autor. Generelle Textaffinität und eine gute Vorbildung im literarischen Bereich können helfen. Der angehende Gamewriter muss selbst leidenschaftlicher Computer- und Videospieler sein, damit er weiß, was er tut. Kritikfähigkeit, Allgemeinbildung und vor allem Technologiebegeisterung und Teamfähigkeit sind weitere wichtige Voraussetzungen für eine Karriere als Gamewriter. Und um Ihre Ausbildung kümmern wir uns - wenn Sie möchten. Sollten Sie sich davon angesprochen fühlen, so sehen Sie sich doch einmal unseren Studienplan an oder kontaktieren Sie uns. Wir helfen Ihnen gerne persönlich weiter.
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